alina ART Galerie Leipzig 

Erlaubter Zweifel Ausstellung

Eine Frage: Haben der Sünden-Fall und die Austreibung aus dem Paradies wegen Nascherei an einem Apfel etwas zu tun mit dem mechanischem Weltbild Newtons, der einen Apfel von einem gewöhnlichen Baum fallen sah, nachdem er Kepler gelesen hatte? Bei dem der Mensch aus dem Mittelpunkt des Universums gestürzt war. Keine Schlange war diesmal im Spiel, nur „Wissenschaft“. Newton meinte von nun an Bescheid zu wissen über die Welt. Und den Menschen. Als exakt berechenbare Maschine. 

Später schrieb Offray de La Mettrie genau dies in einem Buch auf: „L’homme machine“ („Die Maschine Mensch“).

Das betrifft also Menschen, Frauen und Männer, die seit beiden Fällen aus Paradies und Universum offenbar durch die Welt irren müssen, vertrieben auf gegenseitiger Suche nach dem anderen geschlechtlichen Wesen – aber sind sie andererseits berechenbar, handhabbar wie Maschinen? Welche Bilder haben wir voneinander, welche in uns und welche werden uns aufgesetzt in Gegenwart und Geschichte? Thomas Beurich macht in seiner Ausstellung Erlaubter Zweifelgemalte Vorschläge. So ist in seinem Bildzitat aus „Zwei Männer in Betrachtung des Mondes“ von C.D. Friedrich nur noch eine Person übrig. Eine ausufernd nackte Frau reckt sich auf den Klippen eines anderen Friedrich-Bildes und ihr Körper verdeckt den zweiten Mann.

Und die wunderbar Sanfte, die dem Betrachter so erotisierend ihren schönen Rücken zeigt? Wird sie, wenn die Kegel umgestoßen/gefallen sind, auf denen sie ruht, und nicht gewann, denn sie gehört einer verkehrten Welt an, eines Tages von allen Hoffnungen enttäuscht aus dem Fenster springen, wie „Die Sanfte“ in Dostojewskis Erzählung? Welche unserer Bilder sind hinter den Bildern von Thomas Beurich?

Zwei sterile Hostess-Damen in Blau preisen auf einem Monitor den Kopf einer Rothhaarigen an, die sich links im Bild tatsächlich in Gänze befindet. Ein junger Mann, job-mäßig in weißem Hemd mit Krawatte, duckt sich ängstlich ab unter dieser gespenstigen Präsentation. Im Hintergrund: Sonne und Mond gibt es noch, in einem Himmel, der vergiftet scheint, über allem streben gelbe Blitze auf diese Szene, auf die Erde.

In seinem Bild „Lilith“ schwebt eine Frau umgeben von einer Maschinenwelt, hebt ihre Arme, in den Händen ein Messer zum Stoß – gegen sich selbst. Ein schickes Lesben-Pärchen umarmt sich, während ein Mann mit einem kleinen Kind an der Hand die Szene des Bildes verlässt. Hatten wir nicht geglaubt, eines der wenigen sicheren Reiche der Gesellschaft sei die Familie?

Thomas Beurich erlaubt sich Zweifel und stellt diese und andere Fragen in seinen Bildern – „Erlaubter Zweifel“!  Utz Rachowski, 5. Januar 2018

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